Sticker

Die inzwischen landläufig etablierte und im urbanen (und zunehmend im ruralen) Raum präsente Stickerkunst als Teilmenge der Streetart agiert im breiten Feld serieller Gegenwartskunst und individueller Anfertigung.

Fohrn, seit jeher von den Aufklebern und ihrer Gestaltung fasziniert, entdeckte früh das Potenzial digital-individuell erzeugter Aufkleber im öffentlichen Raum als künstlerisches Mittel der Auseinandersetzung und Verständigung. Die Technik des Thermodrucks bedingt aus Sicht des Künstlers zweierlei: Während Aufkleber, die von Druckdienstleistern produziert werden, in Auflagen von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Stück gefertigt werden und deren Herstellung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, lassen sich Sticker auf einem thermosensitiven Kunststoffträger mit einer Lösgröße von einem Stück quasi ad hoc drucken.

Das bedeutet, dass zu geringen Kosten individuelle Sticker mit unterschiedlichsten Messages sofort ausgedruckt und an passender Stelle angebracht werden. Die aktuelle Druckergeneration ist zudem kompakt aufgebaut und akkubetrieben, sodass die Stickerkunst auch im Rahmen von Aktion, Happening und Performance ortsunabhängig verfügbar ist. Eine tagespolitische Kommentierung in gedruckter Stickerform ist so jederzeit verfügbar, spontane Assoziationen vor und zum Ort werden unmittelbar umgesetzt.

Der Preis der „Direktheit“ dieser technischen Entwicklung ist, dass das adhäsive thermosensitive Trägermaterial nicht langzeitbeständig ist. Je nachdem, welchen Umwelteinflüssen es ausgesetzt ist (Hitze, Kälte und Feuchtigkeit, Materialbeanspruchung…), ist seine Haltbarkeit auf mehrere Wochen bis wenige Jahre begrenzt. In der Auseinandersetzung mit Technik und Material erkannte Fohrn, dass diese Vergänglichkeit integraler Bestandteil der Aktion ist, integraler Bestandteil sein muss. Message und Impuls erheben nicht den Anspruch auf dauerhafte Gültigkeit oder Wahrheit, sie sind, sie bleiben im Hier und Jetzt. Sie überdauern nicht, verblassen unweigerlich, so ist ihre Wirkung nicht nur auf die Umgegend, sondern auch in ihrer Zeitlichkeit beschränkt. Die Nicht-Permanenz von Material und Zeit ist nicht allein ein Sinnbild des Lebens, sie entbindet die Aussagen von Ansprüchen, die implizit an sie gestellt sind und machen aus ihnen, was sie sein sollen: Für sich genommen flüchtige Impulse, der Geist des wachen Beobachters der Umwelt verleiht ihnen Beständigkeit oder lässt sie vorüberziehen.

Die Sticker sind dem Wohlwollen oder der Missbilligung ihrer Betrachter ausgesetzt, sie werden abgerissen, beschriftet, beschmiert oder überklebt. Veränderung und Verlust sind Bestandteil des Aktionskonzepts. Durch Fotografieren, Teilen in sozialen Netzwerken, Remixe… lässt sich dem Medium die ihm inhärente Flüchtigkeit und örtliche Gebundenheit aber auch entreißen und in andere Kontexte umlenken. Auch dies entzieht sich dem Einfluss des Künstlers.

Die Aktion läuft gegenwärtig in den Städten Nürnberg und Fürth.

Im März 2025 begann Fohrn, erste Sticker in der Innenstadt Fürths und im Norden Nürnbergs anzubringen.

Ende März 2025 wurden die ersten Aufkleber an Interessierte verteilt und ihre Ideen bei der Gestaltung spontan mit einbezogen. Einen weitere Zufälligkeit entsteht – es ist nicht mehr kalkulierbar, welche Message wo im Stadtbild auftaucht.